Liebe Frau Dr. Käßmann, meine Hochachtung, das war eine sehr gute und konsequente Entscheidung.
Mit folgenden Worten kommentierten Sie Ihren Rücktritt:
Am vergangenen Samstagabend habe ich einen schweren Fehler gemacht, den ich zutiefst bereue. Aber auch wenn ich ihn bereue, und mir alle Vorwürfe, die in dieser Situation berechtigterweise zu machen sind, immer wieder selbst gemacht habe, kann und will ich nicht darüber hinweg sehen, dass das Amt und meine Autorität als Landesbischöfin sowie als Ratsvorsitzende beschädigt sind. Die Freiheit, ethische und politische Herausforderungen zu benennen und zu beurteilen, hätte ich in Zukunft nicht mehr so wie ich sie hatte. Die harsche Kritik etwa an einem Predigtzitat wie „Nichts ist gut in Afghanistan“ ist nur durchzuhalten, wenn persönliche Überzeugungskraft uneingeschränkt anerkannt wird.
Einer meiner Ratgeber hat mir gestern ein Wort von Jesus Sirach mit auf den Weg gegeben: „Bleibe bei dem, was dir dein Herz rät“ (37,17). Und mein Herz sagt mir ganz klar: Ich kann nicht mit der notwendigen Autorität im Amt bleiben. So manches, was ich lese, ist mit der Würde dieses Amtes nicht vereinbar. Aber mir geht es neben dem Amt auch um Respekt und Achtung vor mir selbst und um meine Gradlinigkeit, die mir viel bedeutet.
Hiermit erkläre ich, dass ich mit sofortiger Wirkung von allen meinen kirchlichen Ämtern zurücktrete. Ich war mehr als 10 Jahre mit Leib und Seele Bischöfin und habe all meine Kraft in diese Aufgabe gegeben. Ich bleibe Pastorin der hannoverschen Landeskirche. Ich habe 25 Jahre nach meiner Ordination vielfältige Erfahrungen gesammelt, die ich gern an anderer Stelle einbringen werde.
Es tut mir Leid, dass ich viele enttäusche, die mich gebeten haben, im Amt zu bleiben, ja die mich vertrauensvoll in diese Ämter gewählt haben. Ich danke allen Menschen, die mich so wunderbar getragen und gestützt haben, für alle Grüße und Blumen, die meiner Seele sehr gut getan haben in diesen Tagen. Dem Rat der EKD danke ich sehr, dass er mir gestern Abend deutlich sein Vertrauen ausgesprochen hat.
Ich danke allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der hannoverschen Landeskirche und in der EKD, die mich haupt- und ehrenamtlich unterstützt haben. Insbesondere danke ich meinem engsten Team, das mir in manchem Sturm die Treue gehalten hat. Ich danke allen Freundinnen und Freunden, allen guten Ratgebern. Und ich danke meinen vier Töchtern, dass sie meine Entscheidung so klar und deutlich mittragen und heute hier sind.
Zuletzt: Ich weiß aus vorangegangenen Krisen: Du kannst nie tiefer fallen als in Gottes Hand. Für diese Glaubensüberzeugung bin ich auch heute dankbar.
Rainer Grauer
78052 Villingen-Schwenningen
r.grauer@email.de
Die Bischöfin, Frau Käßmann hat einen Fehler gemacht den Sie zu tiefst bereut. Was sie veranlasst hat ihre Rolle als Vorbildfunktion kurzfristig zu verlassen, kann nur sie selbst wissen. Ihr ist hoch anzurechnen, dass sie die Konsequenzen zieht und zurücktritt.
Frau Käßmann ist keine Heilige, will keine sein und hat gegen von Menschen gemachte Gesetze, die für alle Menschen gleich gelten, verstoßen. Dafür muß sie die srafrechtliche Konsequenz tragen.
Ein vorbildhaftes Verhalten der Kirchen-Menschen, die was zu sagen haben, wäre, wenn Sie Jesus folgen würden und Sie bitten würden, zu bleiben “Geh hin und sündige nicht mehr!”….Wir sind noch nicht im Paradies, wir sind immer noch Menschen… und Menschen machen Fehler… menschliche Größe wäre, diese Fehler zu verzeihen…. Vergebung der Sünden.. nicht nur von Gott, sondern auch von Menschen untereinander… Die Chance des Bereuens und des Neubeginns geben….
und offen und ehrlich zu sein….
wir haben keine bessere… bitte bleiben Sie und setzen ihre christlich geprägten Vorstellungen um…wir stehn hinter Ihnen und begleiten Sie auf ihrem Weg… seien Sie weiterhin authentischer Mensch mit Ecken und Kanten und seien Sie Nachfolgerin von Jesus, in dem Sie seine (r)evolutionären Gedanken (ich denke dabei hauptsächliche an die Bergpredigt) in die heutige Sprache und heutige notwendige Verhaltensmuster übersetzen… Jesus ist aktueller denn je… Die Zeit ist entfernter von seinen rettenden Konzepten als je zuvor… Frau Käßmann kann diesen Teufelskreis durchbrechen, in dem sie möglichst viele Menschen (Christen und Nicht-Christen) durch glaubhafte Überzeugungsarbeit aktiviert.
ich bin dabei.
Rainer Grauer
Ja lieber Herr Grauer,
ich stimme Ihnen zu. Nur was macht Frau Käßmann beim nächsten Mal als EKD Ratsvorsitzende, wenn sie mal wieder den Afghanistan Einsatz verurteilt, und nur noch böse Stimmen behaupten: “sieh an, die Käßmann mal wieder, die hat doch schon wieder gesoffen…”
Solch böse Häme wird auf jeden Fall kommen. Und dafür ist sie einerseits menschlich zu schade, andererseits wäre das für ihr Amt der Konkurs. Sie ist immerhin Oberhirtin von 25 Millionen gläubigen Protestanten. Das würde niemals gut gehen. Und daß solche Sprüche kommen sehen Sie an der Tagespresse von heute. O.k. der Berliner Kurier ist ein prolliges Massenblatt, aber viele Durchschnittsberliner mußten heute die Schagzeile “lallelujah Frau Käßmann” lesen. Was denkt sich da der normale Durschnittsdeutsche?
Nein ich bleibe bei meiner Meinung: für das Amt ist der Rücktritt eine verantwortungsvolle und richtige Entscheidung. Für Frau Dr. Käßmann persönlich tut es mir sehr leid.
Ob es für das Amt eine verantwortungsvolle und richtige Entscheidung war, kann ich so nicht ganz bestätigen. Ich denke ähnlich wie Herr Grauer beschrieben hat…
Wir sind alle Menschen und dürfen Fehler machen. Und dazu gehört auch, dass wir fallen und wieder aufgefangen werden.
Inwieweit die persönliche Überzeugungskraft bei Frau Dr. Käßmann für den Rücktritt ausschlaggebend war, sei jetzt mal dahingestellt. Schließlich wurde der Zwiespalt erst nach diesem unangenehmen Vorfall zum Problem.
Ich hätte mir gewünscht, dass sie bleibt. Um ganz ehrlich zu sein, haben doch auch sehr viele über diese Geschichte gelacht. Wahrscheinlich wäre schnell wieder vergessen gewesen, was passiert ist.
Es ist doch wichtig, dass man in unserer Gesellschaft zu seinen Fehlern stehen und daraus lernen darf.
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich habe nichts gegen Frau Dr.Käßmann und betrunken Auto gefahren sind wir glaube ich alle schon mal.Die hat sich wohl ein bisschen zuviel zugemutet.
Aber das Landeskirche Niedersachsen zurückgetreten ist, finde ich gut.Was die meinen Lebensweg gezeichnet und gezeichnet haben, wenn ich das sagen würde, das würden Sie mir nicht glauben.
Ich sehe Kirche heute nur noch von Weitem.
mit frdl. Grüßen