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Freundschaftsdienste

Bertolt Brecht – Geschichten von Herrn Keuner

Als Beispiel für die richtige Art, Freunden einen Dienst zu erweisen, gab Herr K. folgende Geschichte zum besten.

“Zu einem alten Araber kamen drei junge Leute und sagten ihm: ‘Unser Vater ist gestorben. Er hat uns siebzehn Kamele hinterlassen und im Testament verfügt, dass der Älteste die Hälfte, der zweite ein Drittel und der Jüngste ein Neuntel der Kamele bekommen soll. Jetzt können wir uns aber über die Teilung nicht einigen; übernimm du die Entscheidung!’
Der Araber dachte nach und sagte: ‘Wie ich sehe, habt ihr, um gut teilen zu können, ein Kamel zu wenig. Ich habe selbst nur ein einziges Kamel, aber es steht euch zur Verfügung. Nehmt es und teilt dann, und bring mir nur, was übrig bleibt.’ Sie bedankten sich für diesen Freundschaftsdienst, nahmen das Kamel mit und teilten die achtzehn Kamele nun so, dass der Älteste die Hälfte, das sind neun, der Zweite ein Drittel, das sind sechs, und der Jüngste ein Neuntel, das sind zwei Kamele bekam. Zu ihrem Erstaunen blieb, als sie ihre Kamele zur Seite geführt hatten, ein Kamel übrig. Dieses brachten sie, ihren Dank erneuernd, ihrem alten Freund zurück.”
Herr K. nannte diesen Freundschaftsdienst richtig, weil er keine besonderen Opfer verlangte.
—–
1/2 + 1/3 + 1/9 = 17/18 ungleich 1;
d. h. 1/18, eines von 18 Kamelen bleibt übrig.

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