Hier unterm Turme
hier wehet kein Wind,
hier betet die Mutter
und wieget ihr Kind,
und hat von der Wiege
zur Krippe ein Band
von Glaube und Hoffnung
und Liebe gespannt.
Weit über die Meere
die Sehnsucht sie spinnt,
dort sitzet Maria
und wieget ihr Kind,
die Engel, die Hirten,
drei König und Stern
und Öchslein und Eslein
erkennen den Herrn.
Wohl über dem Monde
und Wolken und Wind
mit Zepter und Krone
steht Jungfrau und Kind.
Hier unten wards Kindlein
am Kreuz ausgespannt,
dort oben wiegts Himmel
und Erd auf der Hand.
Komm mit, lass uns fliegen
zu Maria geschwind,
kommt mit! und lern biegen
dein Knie vor dem Kind,
komm mit! schnür dein Bündlein,
schon führet die Hand
Maria dem Kindlein,
es segnet das Land.
Denkt euch, ich habe das Christkind gesehen!
Es kam aus dem Walde, das Mützchen voll Schnee,
mit rotgefrorenem Näschen.
Die kleinen Hände taten ihm weh,
denn es trug einen Sack, der war gar schwer,
schleppte und polterte hinter ihm her.
Was drin war, möchtet ihr wissen?
Ihre Naseweise,ihr Schelmenpack -
denkt ihr, er wäre offen der Sack?
Zugebunden bis oben hin!
Doch war gewiss etwas Schönes drin!
Es roch so nach Ãpfeln und Nüssen!
Von drauß vom Walde komm ich her;
ich muß euch sagen, es weihnachtet sehr! .
Allüberall auf den Tannenspitzen
sah ich goldene Lichtlein sitzen; .
und droben aus dem Himmelstor
sah mit großen Augen das Christkind hervor. .
Und wie ich so strolcht durch den finstern
Tann, da riefs mich mit heller Stimme an: .
Knecht Ruprecht, rief es, alter Gesell,
hebe die Beine und spute dich schnell! .
Die Kerzen fangen zu brennen an,
das Himmelstor ist aufgetan,
Alt und Junge sollen nun.
von der Jagd des Lebens einmal ruhn;
und morgen flieg ich hinab zur Erden,
denn es soll wieder Weihnachten werden! .
So geh denn rasch von Haus zu Haus,
such mir die guten Kinder aus, .
damit ich ihrer mag gedenken, .
mit schönen Sachen sie mag beschenken.
Ich sprach: O lieber Herre Christ,
meine Reise fast zu Ende ist; .
ich soll nur noch in diese Stadt, .
wos eitel gute Kinder hat.
Hast denn das Säcklein auch bei dir? .
Ich sprach: Das Säcklein das ist hier; .
denn Äpfel, Nuß und Mandelkern.
essen fromme Kinder gern.
Hast denn die Rute auch bei dir? .
Ich sprach: Die Rute, die ist hier; .
doch für die Kinder nur, die schlechten, .
die trifft sie auf den Teil, den rechten. .
Christkindlein sprach: So ist es recht; .
so geh mit Gott, mein treuer Knecht.
Von drauß vom Walde komm ich her; .
ich muß euch sagen, es weihnachtet sehr! .
Nun sprecht, wie ichs herinnen find! .
Sinds gute Kind, sinds böse Kind?
O schöne, herrliche Weihnachtszeit! Was bringst du Lust und Fröhlichkeit! Wenn der heilige Christ in jedem Haus teilt seine lieben Gaben aus. Und ist das Häuschen noch so klein, so kommt der heilige Christ hinein, und alle sind ihm lieb wie die Seinen, die Armen und Reichen, die Grossen und Kleinen. Der heilige Christ an alle denkt, ein jedes wird von ihm beschenkt. Drum lasst uns freuen und dankbar sein! Er denkt auch unser, mein und dein!
Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)
Alle diese Lieder, Bilder, Puzzle oder Gedichte blenden sich im Verlauf der Adventszeit automatisch im Adventskalender ein.