1700 Mann machen "Queen Mary" schön
Am Dienstag geht der Luxusliner bei Blohm + Voss ins Dock
Mit dem Auftrag für die Klasse- und Wartungsarbeiten des britischen Luxusliners "Queen Mary 2", der am Dienstag gegen 20 Uhr in die Hansestadt kommt, bestätigt die Hamburger Werft Blohm + Voss einmal mehr ihren guten Ruf als Reparaturbetrieb für große Passagierschiffe. So wurden früher schon die "Queen Elizabeth 2", Vorgängerin der "Queen Mary" als Flaggschiff der Reederei Cunard, das norwegische Fährschiff "Prinsesse Ragnhild" oder auch der Kreuzfahrer "Norway" von den Spezialisten bei Blohm + Voss überholt oder repariert.
"Die Hamburger machen das schon", sagte einst Olav Nils Sunde, Eigentümer der norwegischen Fährreederei Color Line, als er die "Prinsesse" nach einer europaweiten Ausschreibung nach Hamburg zur Reparatur schickte. Im Juli 1999 war das Schiff vor der schwedischen Küste in Brand geraten, weil eine Treibstoffleitung gebrochen war.
Was den Mitwettbewerbern unglaublich erschien, wurde auf Steinwerder Wirklichkeit: In nur 43 Tagen wurde der ausgebrannte Maschinenraum generalüberholt und weitere Arbeiten im Auftrag der Werft miterledigt. Die Fähre reihte sich termingerecht wieder in den Fahrplan ein.
Mit den Überholungsarbeiten an der "Queen Mary 2" wird noch in den Abendstunden des Dienstags begonnen. Zwischen 20 und 21 Uhr wird der 345 Meter lange und 41 Meter breite Gigant in das 351 Meter lange und 59 Meter breite Trockendock bugsiert.
Ein Jahr lang verhandelte die Werft mit Cunard und setzte sich gegen internationale Mitwettbewerber durch. Bis zu 1700 Mann werden gleichzeitig an Bord arbeiten. Sie werden unter anderem die Maschinen und die drehbaren Antriebe im Unterwasserbereich warten, ferner werden die Bugstrahlruder und Ankerwinden überholt. Außerdem werden für einen Teilanstrich rund 50 Tonnen Farbe aufgetragen.
Am 19. November soll das Schiff wieder an die Reederei zurückgeliefert werden. Lange müssen die Hamburger allerdings nicht auf eine Rückkehr des Luxusliners warten: 2006 soll das Cunard-Flaggschiff am 16. Juli und am 25. August wieder in die Hansestadt kommen - dann mit Passagieren. Von 2007 an, so wird verhandelt, soll die "Queen Mary 2" sogar regelmäßig Hamburg anlaufen.
Am 8. Januar wird als nächstes Highlight die Norwegen-Fähre "Color Fantasy" für eine Woche an der Werft festmachen. Auch hier werden Klasse- und Wartungsarbeiten erledigt, bevor sie wieder zwischen Oslo und Kiel pendelt. In Oslo honoriert man damit die Qualität der Arbeiten an der "Prinsesse Ragnhild".
Das Reparaturgeschäft ist für Blohm + Voss in den letzten Jahren immer wichtiger geworden. Bereits 1977 war der Handelsschiffbau auf der Werft eingestellt worden. Allerdings wurden im Unterauftrag für die Sietas Werft und das Schwesterunternehmen Nordseewerke Emden noch einige Schiffe gebaut, um die Beschäftigung der Mitarbeiter zu sichern. Zuletzt war Ende September der Containerfrachter "Cosco Panama" vom Stapel gelaufen. Es war der letzte klassische Stapellauf bei Blohm + Voss. Künftig werden Schiffe in Baudocks aufschwimmen.
Im Neubaugeschäft konzentriert sich die Werft ganz auf Korvetten und Fregatten für die Deutsche Marine und die befreundeter Staaten sowie auf Luxusyachten. Peter Zerbe
Artikel erschienen am 6. November 2005 in der Welt am Sonntag
Quelle: http://www.wams.de/data/2005/11/06/799650.html
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