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Eine Liebeserklärung an eine Stadt - Teil 1
Mein Glück!
Die Tauben von San Marco seh´ ich wieder:
still ist der Platz, Vormittag ruht darauf.
In sanfter Kühle schick´ich müßiger Lieder
gleich Taubenschwärmen in das Blau hinauf -
und locke sie zurück,
noch einen Reim zu hängen ins Gefieder
- mein Glück! Mein Glück!
Du stilles Himmels-Dach, blau-licht, von Seide,
wie schwebst du schimmernd ob des bunten Bau´s
den ich was sag ich? - liebe, fürchte, neide...
die Seele wahrlich tränk´ ich gern ihm aus!
Gäb´ ich sie je zurück? -
Nein still davon, du Augen-Wunderweide!
- mein Glück! Mein Glück!
Du strenger Turm, mit welchem Löwendrange
stiegst du empor hier, siegreich, sonder Müh`!
Du überklingsst den Platz mit tiefem Klange -:
französisch, wärst du sein aigu?
Bleib`ich gleich dir zurück,
ich wüßte, aus welch seidenweichem Zwange...
- mein Glück! Mein Glück!
Fort, fort, Musik! Lass erst die Schatten dunkeln
und wachsen bis zur braunen lauen Nacht!
Zum Tone ist´s zu früh am Tag, noch funkeln
die Gold-Zieraten nicht in Rosen-Pracht,
noch blieb viel tag zurück,
viel Tag für Dichten, Schleichen, Einsam-munkeln
- mein Glück! Mein Glück!
Friedrich Nietzsche
San Marco
Vision des heiligen Markus
Einst, wie die Sage berichtet, beschiffte der heilige Markus
Diese Lagunen und ward hier von der Nacht übereilt:
Sieh, und es band sein Schiffchen an einen verlassenen Pfahl er
Fest und entschlief. Da erschien im der Gesandte des Herrn:
"Heil dir, o Markus", begann zu dem Schläfer die Stimme des Engels,
"Hier, wo du ruhst, wird einst prächtig ein Tempel erstehn,
Deiner gesammelten Asche zum Schutz, und die schönste der Städte
Wird sich an ihm anreihn, stolz und von Marmor erbaut:
Ihr sei Losungswort dein Name dereinst, es geziemt dir,
Jener umfluteten Stadt Gonfaloniere zu sein!"
August Graf von Platen
pax tibi marce evangelista meus
Friede mit dir mein Evangelist Markus
Ansicht vom Hafenbecken, Campanile, Dogenpalast Gefängnis
Aus Anlaß der Ankunft des Duke of York in Venedig
Edward, Bruder des Königs von England,
kommt mit großem Gefolge nach Venedig,
nachdem er Rom, Parma und Regio,
Genua, Turin und andere schöne Städte gesehen hat.
Die großzügigen und höflichen Venezianer
bereiten ihm einen königlichen Empfang.
und sie machen sich eine Ehre daraus,
ihm die lebhaftesten und offenkundigsten Zeichen
echter Freundschaft zu erweisen.
Um Feste, Regatten und Erquickungen zu veranstalten,
ist jeder in Bewegung und voller Fröhlichkeit.
Nur die Liebhaber sind in Aufregung:
Da sie wissen, daß ihm die Frauen sehr gefallen,
denken sie - nicht ohne Grund - daran,
der Geliebten den Keuschheitsgürtel anzulegen.
Giorgio Baffo
Venedig
Die Stadt aus Glas - mit sachter Kunst geblasen;
Nur daß der Kelche keiner mehr enthält
Als Licht. Lächelnd ist alles umgestellt:
Das Wasser füllen ungefüllte Vasen.
Verletzlich zart ist Anmut. Immer bricht
Vom Rand ein unersetzlich feiner Splitter.
Dann geistert regenbogenfarb Gezitter
Wehmütig und das Kleinod. Weint das Licht?
Robert Faesi
Brücken in Venedig
Wie Katzen nach langem Lauern
entspannten sich die Brücken zum Sprunge
über Kanälen, die träumen
von Gotik und Barock.
Ihre scheckigen Rücken
erstarrten für ewige Zeiten
und werfen Silhouetten
auf Treppen und Anlagepfähle.
Wie sehnen sich Finger nach Saiten,
beim Rudern der Gondolieri.
Die Brücke beschattet Balkone,
läßt Gondeln gleiten ins Graue.
Wo wartet jemand auf wen?
Es schließt sich das sumpfige Grün
so wie die Stille sich schließt,
wenn die Abendstunde geschlagen.
Ondra Lysohorsky für Boris Pasternak
Seufzerbrücke - Ponte dei Sospiri
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Quellen der Bilder: ca. 120 Bilder von mir - Rest von unterschiedlichen Quellen aus dem Internet Quellen der Texte: Johann Wolfgang von Goethe -Venezianische Epigramme - Verlag der Nation Berlin 1959 - ISBN 3-373-00303-2, Johann Wolfgang von Goethe - Tagebuch der Italienischen Reise 1786 - Insel Taschenbuch 176 - ISBN 3-458-31876-3, Venedig im Gedicht - Insel Taschenbuch 920 - 1986 - ISBN 3-458-32620-0 |
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