die meine damals 16 jährige Mutter 1944 in der Lehrerinnenbildungsanstalt in Waldenau / Pinneberg von der Tafel abschrieb und lernte. Nachdem ich sie mir durchgelesen hatte, war ich tief berührt, "geschockt und fassungslos."
Um meiner Fassungslosigkeit Ausdruck zu verleihen und zu zeigen, wie sehr die Nazis diese zum Teil wunderschönen Lieder damals für ihre Zwecke misbraucht haben, habe ich die "schwierigen" Lieder mit abgeschrieben.
Die Königskinder
Es waren zwei Königskinder,
die hatten einander so lieb.
Sie konnten zusammen nicht kommen,
das Wasser war viel zu tief.
Ach Liebster, kannst du nicht schwimmen,
so schwimme doch her zu mir.
Drei Kerzen will ich dir anzünden,
und die sollen leuchten dir.
Das hört eine falsche Nonne,
die tat, als sie schlief.
Sie tät die Kerzen auslöschen,
der Jüngling ertrank so tief.
Ein Fischer wohl fischte lange,
bis er den Toten fand.
Sieh da die liebliche Jungfrau,
hast hier deinen Königssohn.
Jetzt kommt die Zeit
Jetzt kommt die Zeit, daß ich wandern muß,
mein Schatz, mein Augentrost!
Wann kommst du aber wieder,
daß du mich heiraten tust.
Und wenn ich einmal wiederkomm,
mein Schatz was nützt es dir.
Lieb hab ich dich von Herzen,
aber heiraten du ich dich nicht.
Sind auch die Äpflein rosenrot,
schwarze Kernlein sind darin,
und so oft ein Knab geboren wir,
hat er schon einen falschen Sinn.
Einen falschen sinn, einen kecken Mut,
den haben sie allzu gleich,
und wenn sie ein Mädchen betrügen können,
so ist's ihre größte Freud.
Die Hirschlein, die man schießen soll,
die laufen in den Wald,
Junggesellen soll man lieben,
eh daß sie werden alt.
Und wenn sie alt und schrumpflich sind,
habens Falten im Gesicht.
Dann die Eine zu der Andern spricht:
"Nimm du ihn, ich mag ihn nicht.
Und wenn du ihn nicht willst und ich ihn nicht mag,
sag an, was tut man dann?"
"Ein dann ladet ihn in eine Kanone
und schießt ihn nach Amsterdam!"
Eben sank die Sonne nieder
|:Eben sank die Sonne nieder,
nun wird es Abend wieder:|
Kühle Luft beginnt zu wehen,
süße Labung träufelt nieder.
Und es badet sich im Tau
Halm und Blum' in Feld und Au.
|:Stille wird es und es dunkelt,
und der Abendstern schon funkelt:|
Alles ist schon müd' und matt,
alles sucht Ruh und Frieden:
nur die Nachtigall noch wacht,
singt uns eine gute Nacht.
Abendlied
Abend wird es wieder über Wald und Feld,
säuselt Frieden nieder, und es ruht die Welt.
Nur der Bach ergießt sich am Felsen dort,
und er braust und fließt immer, immerfort.
Zogen einst fünf wilde Schwäne
|:Zogen einst fünf wilde Schwäne
Schwan leuchtend weiß und schön.
Sing, sing was geschah?
Keiner ward mehr gesehn.:|
Wuchsen einst fünf junge Birken
schön und schlank am Bachesrand.
Sing, sing was geschah?
Keine in Blüten stand.
Zogen einst fünf junge Burschen
stolz und kühn zum Kampf hinaus.
Sing, sing was geschah?
keiner kehrt mehr nach Hause.
Wuchsen einst fünf junge Mädchen
schön und schlank am Himmelstrand.
Sing, sing, was geschah?
Keines den Brautkranz wand.
Morgenständchen
Wach auf mein's Herzens Schöne,
Herzallerliebste mein!
Ich hör ein süß Getöne
von kleinen Waldvöglein,
die hör ich so lieblich singen,
ich meint es wollt des Tages Schein
vom Orient her dringen.
Ich hör die Hahnen krähen
und spür den tag dabei,
die kühlen Windlein wehen,
die Sterne leuchten frei,
es singt uns Frau Nachtigalle,
singt uns ein süße Melodei,
sie meldt den Tag mit Schalle.
Märchenfrau
Märchenfrau erzähl uns was,
Märchenfrau von dies und das,
erzähl uns was,
von dies und das,
erzähl uns eine Geschichte.
Abendlied
Der Tag will nun verklingen
wa liegt so still die welt;
und über uns ein Singen
webt bis zum Sternenzelt.
Nun laßt die Hände ruhn
vom Tagwerk dieser Zeit
von allen Sorgen, Mühen,
sei jedes Herz befreit.
Wollst uns den Frieden senden
der unsre Seele stärkt,
daß wir mit frohen Händen
aufstehn zu neuem Werk.
Erneuter Schwur
Wenn alle untreu werden,
so bleiben wir doch treu
daß immer noch auf Erden
für uns ein Fähnlein sei.
Gefährten unsrer Jugend,
ihr Bilder bess'ren Zeit,
die uns zu Männertugend
und Liebestod geweiht.
Wollte nimmer von uns weichen,
uns immer nahe sein,
treu wie die deutschen Eichen,
wie Mond und Sonnenschein!
Einst wird es wieder helle
in aller Brüder Sinn
sie kehren zu der Quelle
in Lieb und Treue hin.
Es haben wohl gerungen
die Helden dieser Frist,
und nun der Sieg gelungen,
übt Satan neue List.
Doch wie sich auch gestalten
im Leben mag die Zeit,
du sollst mir nicht veralten
du Traum der Herrlichkeit.
Ihr Sterne seid uns Zeugen,
die ruhig niederschaun
wenn alle Brüder schweigen,
und falsche Göttern traun.
Wir wolln das Wort nicht brechen,
nicht Buben werden gleich,
wolln predigen und sprechen
vom heil'gen deutschen Reich!
Die Gedanken sind frei
Die Gedanken sind frei,
wer kann sie erraten?
Sie fliegen vorbei,
wie nächtliche Schatten.
Kein Mensch kann sie wissen,
kein Jäger erschießen
mit Pulver und Blei:
die Gedanken sind frei.
Ich denke, was ich will,
und was mich beglücket.
Doch alles in der Still,
und wie es sich schicket.
Mein Wunsch und Begehren
kann niemand verwehren,
es bleibet dabei:
die Gedanken sind frei.
Und sperrt man mich ein
im finsteren Kerker,
das alles ist rein
vergebliche Werke
denn meine Gedanken
zerreißen die Schranken
und Mauern entzwei:
Die Gedanken sind frei.
Für meinen Opa, Otto Vollmert, der Parteimitglied war, weil ihm die Dorfgaststätte gehörte, muß es ein innerer Reichsparteitag gewesen sein, daß eine seiner Töchter dort zu Schule ging, denn voll Stolz hat er dieses Zeugnis unterschrieben. Er starb 1954 an Magenkrebs, den er sich aufgrund seines Alkoholkonsum selbst eingebrockt hatte. Einerseits hat er seine Kinder bis zum Kotzen verprügelt, andererseits war er aufgrund dieser Gaststätte ein angesehener Bürger in St. Margarethen.
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