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United Buddy Bears auf dem Bebelplatz 2006
Eröffnungsrede zum Kreis der United Buddy Bears Berlin 2006 von Heidemarie Wieczorek-Zeul
Ich freue mich, dass ich als Ministerin für Entwicklungspolitik und wirtschaftliche Zusammenarbeit die United Buddy Bears aus 142 Ländern in Berlin begrüßen darf - und Sie alle: Gäste, Künstler, Botschafterinnen und Exzellenzen aus aller Welt – und die Kinder unter uns. Herzlich willkommen!
Unser Dank gilt den Organisatoren und Firmen, den Künstlerinnen, Künstlern und ganz besonders Eva und Dr. Klaus Herlitz, den geistigen Eltern der Buddy Bären für ihr Engagement und ihre Ideen! Die Runde von Bären, die dort steht, ist in die Welt gezogen - und nach Berlin zurückgekehrt.
Sie sagen uns: Wenn wir uns weltweit besser kennen lernen, dann kann aus diesem Globus ein Planet der guten Nachbar-schaft werden.
Für mich ist es immer wieder schön zu erleben, wie diese Bären gerade Kinder begeistern. Sie sind groß, stark und fröhlich – und ihre Mission gilt mit der Unterstützung von UNICEF gerade den Kleinen. Wir wissen ja, dass es vielen Kindern auf dieser Welt nicht gut geht: 1,6 Mio. Kinder sind seit 1990 in Kriegen getötet worden, 90 Mio. kleine Kinder (unter 5 Jahre) sind unterernährt, 120 Mio. Kinder können nicht in die Grundschule, 170 Mio. arbeiten unter gesundheitsschädlichen Bedingungen, viele Mio. wie Sklaven. 400 Mio. Kinder haben kein sauberes Trinkwasser. Das sind fürchterliche Zahlen. Für mich ein Aufruf, alles zu tun, um jedem Kind eine helfende Hand zu reichen, das uns braucht.
Jeder, der wie ein Mensch fühlt, muss sagen: Jedes Kind ist einmalig, jedes Kind zählt, jedes Kind trägt die Hoffnung für eine bessere Welt - und darum ist jedes Kind, das sterben muss, obwohl wir ihm helfen könnten, eine Tragödie für die Menschheit. Darum dürfen wir nie akzeptieren, dass wenn es um Gesundheit und Bildung geht Unterschiede zugelassen werden zwischen armen und reichen Kindern, schwarzen und weißen, muslimischen und christlichen – nein: Sie alle sind Kinder dieser Welt, sie alle wollen leben und das sollen sie auch!
In unserem Einsatz für die Kinder weltweit können wir auf Erfolge verweisen: So wurde die Kindersterblichkeit in 30 Jahren halbiert; noch nie gingen so viele Kinder zur Schule wie heute. Aber wir haben noch lange nicht genug erreicht für die Kinder dieser Welt!
Und daran sind diese Bären eine wichtige Erinnerung. Sie stellen uns sowohl den Reichtum der Länder vor Augen, als auch die wichtige weltweite Arbeit von UNICEF und unsere Möglichkeit, zu helfen. Muss ich es sagen? Ein solcher Bär steht schon lange vor meinem Ministerium.
In letzter Zeit war oft von Schad- und Problembären die Rede. In Berlin stehen Bären, die nützlich und schön sind. Sie sind unterschiedlich bemalt und haben die gleiche Form. So sind sie Symbol für Einheit der Menschen und die reiche Verschiedenheit der Kulturen und Traditionen. Sie sind mehr als eine gelungene Werbeidee, sie sind Botschafter - und es lohnt sich, nahe hinzugehen. Sie berichten von armen und reichen Ländern und von den Menschen dort. Ich habe mir die Bären aus einigen der Länder, in denen wir entwicklungspolitisch engagiert sind, angeschaut: Der Bär aus Afghanistan trägt eine Mutter, die ihr weinendes Kind tröstet. Der Bär aus dem Kongo demonstriert für Heilung und Recht. Die Bärin aus Mosambik ist schwanger - mit Frieden und mit Kinderrechten.
Schauen und entdecken Sie selber! Ich freue mich, dass gerade jetzt, wo die Welt zu Gast bei Freundinnen und Freunden in Deutschland ist, diese Bären mit ihren Botschaften auf dem Bebelplatz präsent sind.
Wir sind hier mit den Bären an einer besonderen historischen Stelle Berlins versammelt. Hier wollten die Nazis am 10. Mai 1933 mit einer Bücherverbrennung das Denken von Schriftstellern und Politikern, Künstlern und Philosophen symbolisch für alle Zeit auslöschen. August Bebel und Heinrich Mann waren darunter, Sigmund Freud und Albert Einstein, Kurt Tucholsky, Anna Seghers und viele mehr.
Das Denkmal, „Die versunkene Bibliothek“ des israelischen Künstlers Micha Ullmann erinnert uns daran, dass wir totalitärem und menschenverachtendem Gedankengut nie wieder Raum lassen dürfen. Wir sind entschlossen, Intoleranz, Rechtsextremismus und Faschismus nie mehr Raum zu lassen! Es ist gut, dass wir an diesem Platz - zwischen Oper und Universität, zwischen Kirche und dem Deutschen Historischen Museum - mit den Bären ein Zeichen gegen Intoleranz und Fanatismus setzen.
Wir treten der Verachtung anderer Menschen, Rassen und Religionen gemeinsam entgegen, wo auch immer sie auftritt. Diese Bären tragen dazu bei, dass in den kommenden Jahrzehnten Berlin immer mehr zum Symbol dafür wird, dass wir weltweit Zäune und Mauern zwischen Nord und Süd, zwischen Reich und Arm nicht hinnehmen wollen. Wir dürfen nicht mit Lösungen von gestern die drängenden Probleme von morgen angehen. Besser als Zäune und Mauern zu errichten ist es, weltweit die Grundlagen für Respekt und Partnerschaft zu legen.
Diese Berliner Bären auf dem Bebelplatz sind für mich fröhliche Botschafter des Respekts der Menschen voreinander. Schön, dass sie hier sind. Schön, dass sie weiter durch die Welt ziehen.
Lassen Sie uns Weltmeister werden: Weltmeister des Respekts vor den Kulturen und vor den Kindern dieser Welt!
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