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William Shakespeare - 154 Sonetten

Sonett XXII

Mein Spiegel soll nicht sagen, ich sei alt,
So lange Jugend sich mit dir vermählt;
Doch wenn das Alter dich mit Furchen malt,
Dann erst der Tod auch meine Tage zählt.
Denn alle Schönheit, die dich jetzt umschwebt,
Ist einzig meines Herzens Strahlenschein,
Das in dir wohnt, wie deines in mir lebt; –
Wie kann ich älter denn als du wohl sein?
Darum, Geliebte, sei für dich so treu,
Wie ich für mich nicht, nein, für dich nur bin,
Dein Herz bewahr’ ich stets mit heil’ger Scheu,
Wie ihren Säugling hegt die Pflegerin.
Verlange nicht dein Herz, wenn meines bricht;
Du gabst mir deins, und ewig lass’ ich’s nicht.

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