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William Shakespeare - 154 Sonetten

Sonett CII

Mein Lieben wächst, mag’s wen’ger auch sich zeigen,
Nicht minder lieb’ ich, prunk’ ich drob auch nicht;
Die Lieb’ ist käuflich, wenn sie nicht verschweigen
Der Eigner kann, und überall bespricht.
Jung war mein Lieben und in Frühlingszeit,
Als ich’s in meinen Liedern stets besungen;
Dem Lenz die Nachtigall nur Töne weiht,
Nie ist ihr Flöten reifrer Zeit erklungen.
Des Sommers Zeit ist drum nicht minder schön,
Als wenn ihr klagend Lied die Nacht beglückt,
Nur daß Musik laut klingt auf Busch und Höh’n
Und als Gewohntes wen’ger uns entzückt.
Darum, gleich ihr, schweig’ ich zuweilen stille,
Um zu ermüden nicht durch Ueberfülle.

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