Startseite - Impressum - Datenschutzerklärung - News - Kraft tanken - Spirituelles - Kunst - Technik - Literatur - Kultur - Politik - Architektur - Spaß - Psychologie - Spiele - Fotos + Animationen - Gästebuch - Persönliches - Blog - susannealbers - mein Youtube Kanal - erstes Rätsel - Renaissance Forum - Chat - Quiz - Rätselverzeichnis - Wie alles begann ... - Zufallsrätsel - Zufallsspiel - letztes Rätsel

Galerie - A - B - C - D - E - F- G - H - I - J - K - L - M - N - O - P - Q - R - S - T - U - V - W - X - Y - Z

Paris. Wie ichs haben will? Wenn das ist, so will ich sie nackend sehen.

Merkur. Die Damen werden sich also gefallen lassen, die Kleider abzulegen: ich will indeß anderswohin sehen1).

Venus. Recht schön, Paris! - Ich bin gleich die erste, die sich ohne Bedenken entkleidet, damit du sehest, daß ich nicht bloß weiße Ellenbogen habe, oder mir auf ein paar große Augen viel einbilde2), sondern daß ich überall gleich schön bin.

Pallas. Vor allem andern, o Paris, laß sie ihren Gürtel ablegen3), denn sie ist eine Zauberin, und könnte dir leicht mit Hülfe desselben ein Blendwerk vor die Augen machen4); auch hätte sie sich nicht so mächtig verschönern, und so viel weiß und roth auflegen sollen, daß sie einer wirklichen Courtisane gleich sieht, sondern ihre Schönheit ungekünstelt und natürlich lassen sollen, wie sie ist.

Paris. Sie haben recht was den Gürtel betrifft; also weg damit!

Venus. Und warum legst denn du, Minerva, nicht auch deine Sturmhaube ab, und zeigst dich mit bloßem Kopfe, sondern schüttelst den Federbusch so, als ob du den Richter schrecken wolltest? Fürchtest du etwa deine wasserblauen Augen möchten ohne das Furchtbare, das sie von deinem Helm entlehnen, keine sonderliche Wirkung thun?

Pallas den Helm ablegend. Da siehst du mich ohne diesen Helm!

Venus den Gürtel ablegend. Und du mich ohne den Gürtel.

Juno. Nun, so zaudern wir nicht länger! Sie entkleiden sich.

Paris. O wunderthätiger Jupiter, welch ein Anblick! welche Schönheit! welche Wollust! Was das eine Jungfrau ist! - Was die für einen Glanz von sich wirft! Welche Majestät! Wie königlich, wie ganz Jupiters würdig! - Und diese da, wie holdselig sie einen ansieht! Wie reizend und anlockend sie lächelt! Nein! das ist mehr, als ich auf einmal ertragen kann! - Ich will nun, wenn es euch gefällig ist, jede besonders in Augenschein nehmen: denn so schwanke ich immer hin und her, und sehe so viel schönes auf einmal, daß ich keinen Augenblick bey Einem Gegenstand verweilen kann, und selbst kaum weiß was ich sehe oder wohin ich sehen soll.

Venus. Wie dirs beliebt.

Paris. So entfernt euch, ihr Beyde, und du, Juno, bleibe hier.

Juno. Ich bleibe; und wenn du mich nun genau besehen hast, so überlege dann auch, ob dir das Geschenk ansteht, das ich dir für deine Stimme zugedacht habe. Wenn du den Ausspruch thust, daß ich die schönste sey, sollst du gebietender Herr über ganz Asien werden.

Paris. Mit Geschenken ist bey mir nichts auszurichten. Du kannst dich wieder entfernen; ich werde thun was mir gut dünken wird. - Komm nun du herbey, Pallas!

Pallas. Hier bin ich; und wenn du mich für die schönste erklärst, so sollst du in keinem Streit jemals überwunden werden, sondern immer das Feld behalten; denn ich will einen großen Kriegsmann und siegreichen Helden aus dir machen.

Paris. Mir ist mit Krieg und Streit ganz und gar nicht gedient, Pallas; in Phrygien und Lydien ists überall Friede, und meines Vaters Reich hat keinen Krieg zu befürchten. Aber sey dem ungeachtet ohne Sorge; es soll dir nicht zu kurz geschehen, wiewohl ich mich nicht durch Geschenke bestechen lasse. Du kannst dich nun wieder anziehen, und deinen Helm aufsetzen; ich habe dich hinlänglich betrachtet. Es ist Zeit, daß Venus sich stelle.

Venus. Hier siehest du mich so nahe als du verlangen kannst; beschaue mich Stück vor Stück und übergehe nichts, sondern verweile auf jeder einzelnen Schönheit besonders. - Wenn du aber willst, schöner Hirt, so höre was ich dir sagen will. Du bist jung und schön, wie man schwerlich in ganz Phrygien noch einen finden wird; ich preise dich glücklich deßwegen, aber ich kann es nicht gut heißen, daß du diesen Felsen nicht schon lange mit der Stadt vertauschet hast, sondern deine Schönheit lieber in einer Einöde verderben lässest, wo sie dir ganz unnütz ist: Denn was kann es deinen Rindern helfen, daß du schön bist? Billig solltest du schon lange vermählt seyn; ich meine nicht mit einer Bauerdirne, wie die Weiber auf dem Ida sind, sondern mit irgend einer schönen Griechin von Argos oder Korinth oder Sparta, wie Helena, zum Exempel, die jung und schön ist, und mir in keinem Stücke nachsieht, und was das Beste ist, sehr leicht Feuer fängt. Denn du kannst versichert seyn, wenn sie dich nur sieht, so wird sie sich in deine Arme werfen, und alles im Stiche lassen, um dir zu folgen und mit dir zu leben. - Doch, es ist nicht möglich, daß du nicht schon etwas von ihr gehört haben solltest.

Paris. Kein Wort, Aphrodite; aber ich will dir mit Vergnügen zuhören, wenn du mir mehr von ihr sagen willst.

Venus. Sie ist eine Tochter der schönen Leda, auf welche Jupiter in Gestalt eines Schwans herabflog.

Paris. Wie sieht sie denn aus?

Venus. So weiß, wie man erwarten kann, da sie einen Schwan zum Vater hat; zart wie eine Person die aus einem Ey hervorgekrochen, so wohlgewachsen, stark und gewandt, wie eine Person, die in allen Gymnastischen Spielen geübt5) ist; kurz, der Ruf ihrer Schönheit ist so groß, und die Mannspersonen sind so erpicht auf sie, daß schon ein Krieg um ihrentwillen entstanden ist, als sie vom Theseus entführt wurde, da sie beynahe noch ein Kind war. Seit dem sie aber in ihrer vollen Blüthe steht, haben sich alle Fürsten der Griechen um sie beworben. Nun ist sie zwar dem Pelopiden Menelaus zuerkannt worden: wenn du aber Lust hättest, so wollte ich dir zu dieser Heurath verhelfen.

Paris. Wie? zur Heurath mit einer Person die schon vermählt ist?

Venus. Was für ein Neuling du noch bist, und wie dorfmäßig du noch denkst! Ich muß am besten wissen, wie solche Dinge anzugreifen sind.

Paris. Wie denn? das möcht' ich wohl auch wissen.

Venus. Du machst eine Reise unter dem Vorwande Griechenland zu sehen; und wenn du nach Sparta kommst, wird Helena dich zu sehen bekommen; daß sie sich in dich verliebe und dir folge, wird dann mein Werk seyn.

Paris. Aber eben das kommt mir unglaublich vor, daß sie ihren Gemahl sollte verlassen wollen, um mit einem Fremden und Barbaren zu Schiffe zu gehen.

Venus. Darüber mache du dir gar keinen Kummer. Ich habe zwey Söhne von sonderbarer Schönheit, den Cupido und den Amor, die ich dir zu Führern auf dieser Reise zugeben will. Amor soll sich ihrer ganz bemeistern und sie zum Lieben zwingen; Himerus6) hingegen soll sich um dich ergießen, und dich so reitzend und liebenswürdig machen, als er selbst ist. Auch ich selbst will mit den Grazien bey der Hand seyn, und so werden unsrer so viele ja wohl mit ihr fertig werden.

Paris. Was die Sache für einen Ausgang nehmen wird, Göttin, weiß ich nicht; aber das fühle ich, daß ich Helenen schon liebe; ich weiß nicht wie es zugeht, aber mir ist, ich sehe sie vor mir, und schiffe geraden Weges nach Griechenland, und sey zu Sparta angelangt, und komme schon mit meiner schönen Beute wieder; und nun ärgert michs, daß ich das alles nicht schon wirklich thue.

Venus. Hüte dich, Paris, dich eher in diese Liebe einzulassen, bis du mir, der Stifterin und Brautführerin bey dieser Verbindung deinen Dank durch einen Ausspruch zu meinem Vortheil gezeigt hast. Um eure Vermählung zu Stande zu bringen, muß ich erst den Preis in diesem Streit erhalten haben, um zugleich deine Hochzeit und meinen Sieg zu feyern; kurz, es steht blos bey dir, dein Glück in der Liebe und die schönste Frau in Griechenland mit diesem Apfel zu erkaufen.

Paris. Ich fürchte nur, wenn ich den Spruch erst gethan habe, wirst du dich nichts mehr um mich bekümmern.

Venus. Willt du, daß ich dirs zuschwören soll?

Paris. Das nicht, ich will zufrieden seyn, wenn du mirs nur noch einmal versprichst.

Venus. Ich verspreche dir also, daß ich dir Helenen zur Frau geben will, und daß sie dir nach Troja folgen soll; ich will selbst dabey seyn, und alles für dich zu Stande bringen.

Paris. Und du versprichst mir auch den Amor, den Himeros, und die Grazien mitzunehmen?

Venus. Sey ruhig, und den Pothos7) und Hymenäus noch dazu.

Paris. Dafür ist nicht mehr als billig, daß ich dir den Apfel gebe: nimm ihn also auf diese Bedingungen!


  1. Merkur macht im Original etwas weniger Fasson mit seinen Göttinnen; aber auch in der burlesken Manier würde - »Zieht euch aus, ihr da« - zu drey Göttinnen gesagt, modernen Ohren anstößig klingen. Wir haben im Lukian sehr oft Gelegenheit zu sehen, daß zwischen der griechischen Urbanität und unsrer heutigen Höflichkeit ein ziemlicher Unterschied verwaltete. Zurück
     
  2. Eine scherzhafte Anspielung, auf die Beywörter leukwlenoV und bovpiV, welche Homer der Juno gewöhnlich beylegt. Zurück
     
  3. Sollte Lukian nicht [mh] apolushV geschrieben haben? die gewöhnliche Leseart giebt auf keine Weise einen schicklichen Sinn; denn Paris zog sie doch wohl nicht eigenhändig aus, und was sagt [mh] apodushV anders? Zurück
     
  4. Die Zaubermacht des Gürtels der Venus ist bekannt. S.  Iliade XIV. 214. u. f. verglichen mit der schönen Nachahmung dieser Stelle im XVI. Gesange des Befreyten Jerusalems, Stanze 24 u. 25. Zurück
     
  5. Nach Spartanischer Sitte, wo die jungen Frauenspersonen beynahe eben so männlich und kriegerisch als die Männer selbst erzogen wurden. - Wiewohl Venus hier einen ziemlichen Anachronismus macht; denn diese gymnastische Erziehung der Spartanerinnen schreibt sich erst von Lykurgus und seiner Gesetzgebung her. Zurück
     
  6. Lukian unterscheidet mit Homer und Hesiodus, den angesehensten Theologen der Griechen, den Himeros oder Reitz, (Cupido) von dem Eros oder Amor, wiewohl jener gewöhnlich nur als ein allegorisches Wesen betrachtet wird. Hesiodus giebt beyde der Venus zu Begleitern, und von beyden, so wie auch von dem Pothos, den sie am Ende noch zu Hülfe zu nehmen verspricht, hatte Skopas, einer der berühmtesten Bildhauer Statuen gemacht, die zu Lukians Zeiten im Tempel der Venus Praxis zu Megara zu sehen waren. Pausan. in Attic. c. 43. Zurück
     
  7. Das Verlangen. Die griechischen Dichter und Künstler, die alle Kräfte, Triebe und Leidenschaften personificirten und idealisirten, machten aus der heftigen und innigen Begierde, die nur der Genuß befriedigen kann, einen von den Liebesgöttern, die zum Gefolge der Venus gehören. Zurück

Vorige Seite Titelseite Nächste Seite

Ein herzlicher Dank an Volker für die Übersendung der Ursprungsdatei.

Renaissance Forum - Rätselverzeichnis - Wie alles begann ... - Zufallsrätsel - erstes Rätsel

Galerie - A - B - C - D - E - F- G - H - I - J - K - L - M - N - O - P - Q - R - S - T - U - V - W - X - Y - Z

Jacob Burckhardt - Die Kultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch

Leonardo da Vinci Wissenschaftler - Erfinder - Künstler

Venedig - Eine Liebeserklärung an eine Stadt

William Shakespeare animiert (wahrscheinlich oder zufällig...2/3 zu 1/3) William Turner

Philosophie für Schnelldenker - Besinnliche Philosophie

Philosophie der Renaissance


Gästebuch

Startseite - © Copyright 2004-2018 - Susanne Albers - Kiehlufer 125 - D 12059 Berlin