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Merkur. Es ist ungefehr so wie du sagst. Aber wenn du auf deinen eignen Füßen gehst, wie kannst du den Weg finden da du so blind bist? Oder wie machst du es um diejenigen zu erkennen, zu denen dich Jupiter abschickt, weil er sie für würdig hält reich zu werden?

Plutus. Du glaubst also ich könne sie ausfindig machen?

Merkur. Nein, beym Jupiter! sonst würdest du wohl nicht bey einem Aristides vorbeygehen, um dich einem Hipponikus oder Kallias1), und so manchen andern Atheniensern die nicht einen Heller werth sind, aufzuhängen!

Plutus. Ich will dir sagen wie das zugeht. Ich irre so lange auf und nieder, hin und her, bis ich ungefehr auf jemand stoße, der mich, ohne weiter nachzufragen, mit sich nach Hause nimmt, und dir, Merkur, für den unverhofften Gewinn seinen Dank opfert2).

Merkur. So wird also Jupiter hintergangen, indem er sich versichert hält daß du nur diejenigen reich machest, die er dessen würdig achtet?

Plutus. Und das mit Recht, da er einen Blinden dazu braucht, um eine Sache zu suchen, die der scharfäugige Lynceus3) selbst zu finden Mühe haben würde. Denn da die Guten so selten, die Bösen hingegen überall in Menge sind und den Meister spielen, was Wunder, daß ich bey meinem Herumtaumeln so leicht an die letzten gerathe und von ihnen weggefischt werde.

Merkur. Wie kommst du aber zurechte wenn du sie wieder verlässest, da du deinen Weg nicht sehen kannst?

Plutus. So lang ich fliehe, bekomm' ich den Gebrauch meiner Augen und meiner Füße wieder.

Merkur. Weil ich nun einmal am Fragen bin, so erkläre mir auch noch das. Da du doch, wie nicht zu läugnen ist, blind, schwarz-gelb und ziemlich übel zu Fuße bist, wie kommt es daß du demungeachtet so viele Liebhaber hast, daß Alle nur für dich Augen haben, und wenn sie dich besitzen sich für überglücklich halten, hingegen, wenn sie dich verlören, das Leben selbst nicht mehr ertragen möchten? Ich selbst habe ihrer nicht wenige kennen gelernt, die so jämmerlich in dich verliebt waren, daß sie (mit dem Dichter zu reden) von luftigen Felsen herab in das grundlose Meer4) gesprungen sind, bloß weil sie glaubten du hättest verächtlich über sie weggesehen, da du sie doch nicht einmal angesehen hattest. Du wirst doch, wenn du dir anders Gerechtigkeit widerfahren lässest, selbst gestehen müssen, daß man mit der Korybantenwuth5) behaftet seyn muß, um in einen solchen Geliebten so unmäßig vernarrt zu seyn.

Plutus. Ich merke du meynst, sie sehen mich wie ich bin, so blind, und so lahm, kurz, mit allen meinen Gebrechen?

Merkur. Wie sollten sie nicht, sie müßten denn nur alle insgesammt selbst blind seyn?

Plutus. Nicht eben blind, mein Bester; aber die Unwissenheit und die Täuschung, die sich der ganzen Welt bemächtigt haben, umnebeln sie, und die Wahrheit zu gestehen, ich selbst helfe dem Betrug nach, indem ich mich ihnen nicht anders als unter einer sehr liebenswürdigen, schimmernden, mit Gold und Edelsteinen ausgeschmückten Maske darstelle. Die armen Narren, die sich einbilden mein wahres Gesicht zu sehen, gerathen über die vermeynte Schönheit ausser sich, und verzweifeln wenn sie meiner nicht habhaft werden können. Unfehlbar, wenn mich jemand vor ihren Augen auszöge und in meiner wahren Gestalt zeigte, würden sie über ihre Blödsinnigkeit und thörichte Liebe zu einem so umgestalten und unliebenswürdigen Gegenstand selbst ein strenges Urtheil fällen.

Merkur. Aber daß sie auch dann, wenn sie nun wirklich reich geworden sind, und die besagte Maske sich selbst umgethan haben, noch immer betrogen werden; daß sie, wenn man sie ihnen abziehen will, lieber den Kopf als die Larve dahinten liessen - das ist doch unbegreiflich! Denn wer kann sich vorstellen, daß sie, die doch die inwendige Seite sehen, nicht wissen sollten daß die ganze Schönheit mit dem Pinsel aufgestrichen ist?

Plutus. Es kommen mir verschiedene Umstände dabey zu statten.

Merkur. Die möcht' ich wohl hören!

Plutus. Sobald mir einer, dem ich zum erstenmale begegne, die Thür aufmacht, so schleichen sich ungesehen Hoffart, Unverstand, Aufgeblasenheit, Weichlichkeit, Übermuth, Selbstbetrug und tausend andere ihres gleichen mit mir hinein. Kaum haben sich diese einer Seele bemeistert, so bewundert sie was keine Bewunderung verdient, und gelüstet nach dem was sie fliehen sollte; mich aber, den Vater aller dieser Unholde, schätzt sie, so lange ich von ihnen umgeben bin, über Alles, und würde eher das ärgste leiden als sich gutwillig von mir trennen.

Merkur. Und gleichwohl, mein guter Plutus, bist du so glatt und schlüpfrig daß es beynahe unmöglich ist dich nicht zu verlieren: man kann dich nirgends fest halten, sondern ehe man sichs versieht bist du einem, wie ein Aal6), zwischen den Fingern weggeschlüpft. Penia hingegen ist so zäh als ob sie aus lauter Vogelleim gemacht wäre, und streckt aus allen Theilen ihres Körpers eine unendliche Menge Stacheln und Scheren hervor, womit sie diejenigen die ihr zu nahe kommen fest hält, und so leicht nicht wieder entwischen läßt. - Aber während wir hier die Zeit mit Plaudern verderben, haben wir das wichtigste vergessen.

Plutus. Was denn?

Merkur. Wir haben den Thesaurus nicht mitgenommen, dessen wir doch am nöthigsten haben.

Plutus. Darüber mache dir keine Sorge. Den lasse ich immer unter der Erde, wenn ich zu euch auf die Oberwelt gehe, mit dem Befehl die Hausthüre wohl verschlossen zu halten, und sie niemand aufzumachen, wofern er mich nicht rufen gehört hat.

Merkur. Wir haben nun die Grenze von Attica erreicht. Fasse mich am Rockzipfel und folge mir, bis ich die Einöde ausfindig gemacht habe, wo Timon sich aufhält.

Plutus. Deine Vorsicht ist wohl angebracht; ich könnte sonst leicht an einen Hyperbolus oder Kleon7) gerathen, wenn ich ohne Führer herumtappen müßte. Aber was hör' ich da für einen Schall, wie wenn Eisen an einen Stein geschlagen würde?

Merkur. Wir sind dem Orte nahe, wo Timon in dem harten und steinigten Boden arbeitet. - Ha, da seh ich ja schon die Penia, und ihre gewöhnlichen Gefährten Arbeit, Unverdrossenheit, Weisheit und Tapferkeit, mit der ganzen übrigen Schaar die unter der Fahne des Hungers zu dienen pflegt. Das sind andere Figuren, Plutus, als deine schwachherzigen Trabanten, deren du vorhin erwähntest!


  1. Aristides ist keinem unsrer Leser unbekannt. Hipponikus und Kallias, Vater und Sohn, waren aus einer edeln Familie in Athen, deren Reichthum bey den Griechen zum Sprichwort worden war, wie vor einem paar Jahrhunderten der Reichthum der Fugger in Augsburg. Kallias, ein Stiefsohn des großen Perikles, wird vom Aristophanes wegen der liederlichen Art, wie er sich und sein Erbgut Schmarotzern und Weibsbildern Preis gab, an mehr als einem Orte, bitter durchgezogen. S. dessen Frösche, v. 431-34. und Vögel, v. 284-87. Zurück
     
  2. Aller ungefähre und unverhoffte Gewinn oder Zuwachs an Vermögen wurde dem Merkur zugeschrieben. Zurück
     
  3. Die Griechen erzählten große Wunder von den Augen dieses Lynceus, der einer von den Helden war, die an der berühmten Kaledonischen Jagd und an der Fahrt der Argonauten nach Kolchis Antheil hatten. Seine Scharfsichtigkeit wurde zum Sprüchwort, und das Sprüchwort gab, wie natürlich, zu den Hyperbolen der Dichter Anlaß. So sagt z. B. Pindar, er habe durch einen Eichbaum, und der Verf. des dem Orpheus zugeschriebenen Gedichts über die Argonauten, er habe durch Erde und Meer bis an den Tartarus sehen können. Zurück
     
  4. Eine Anspielung auf ein Epigramma des Theognis, worin er sehr ernstlich räth vor der Armuth zu laufen, und wenn man auch den Hals darüber brechen oder sich in die Tiefe des Meeres stürzen müßte. Zurück
     
  5. Die Korybanten, deren fanatische Raserey dem Autor hier dazu dient, seinen Lesern ein sehr lebhaftes Bild in einem einzigen Worte darzustellen, waren eine Art von Priestern der Rhea oder Cybele. S. das 12te der kleinen Göttergespräche. Zurück
     
  6. Im Original steht noch zum Überfluß oder wie eine Schlange. Zurück
     
  7. Wieder ein paar Personen, denen in den Komödien des Aristophanes sehr übel, wiewohl nicht ärger als sie verdient haben sollen, mitgespielt wird. Den Lesern des Plutarch sind sie aus dessen Themistokles, Alcibiades u. a. bekannt. Zurück

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Ein herzlicher Dank an Volker für die Übersendung der Ursprungsdatei.

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