Naa, bist du darauf hereingefallen? Konnte ich dich hinters Licht führen? Jeanne d'Arc und die Jungfrau von Orléans sind ein und dieselbe Person. Es gibt allerdings mehrere Namen: Jeanne la Pucelle, weitere Schreibweisen J. d'Ay, J. Darc, J. Tarc, J. Dare, J. Day. Geboren wurde sie am 6. Januar 1412 in Domremy / Lothringen. Sie war die Tochter des nicht gerade armen Bauern und Dorfbürgermeisters Jacques Tarc. Jeanne hatte drei ältere Brüder und eine Schwester. Bis zu ihrem 13. Lebensjahr war es eine völlig normale Kindheit. Jeannes Mutter Isabelle sorgte für eine behütete Erziehung. Die Kinder wuchsen in einer typischen häuslichen und bescheidenen Umgebung auf. So ein ganz typischer Spruch, den man heute noch kennt, ist ihre Antwort auf die Frage, was sie sonst gelernt habe: "Von der Mutter habe ich das Vaterunser, das Ave Maria und das Credo gelernt. Nur sie hat mich im Glauben unterwiesen. Dann aber geschah etwas, was Jeannes gesamtes weiteres Leben und schließlich auch ihren Tod nachhaltig beeinflussen sollte.
Sie hatte mit 13 Jahren im Garten ihres Elternhauses mehrere Erscheinungen des Erzengels Michael, der Katharina, und der Margareta, die sie beauftragten, ein gutes Leben zu führen, dann ins benachbarte Frankreich zu gehen und das Land vor den Engländern zu retten. Nach ihren Prozeßaussagen erschien ihr der Erzengel Michael. Von diesem erhielt sie den Befehl, die Belagerung der Stadt Orléans durch die englischen Truppen aufzuheben. Sie wurde beauftragt, Robert de Baudricourt, den Stadtkommandanten der Festung Valcoleurs, um seine Hilfe bei dieser Tat zu bitten. Die Erscheinungen wiederholten sich oft, und endlich verließ J. 1428 ihr Elternhaus, um ihren Auftrag zu erfüllen. Durch Hilfe eines Vetters ihrer Mutter, Durand Laxart, gelangte sie nach Valcoleus, und versuchte sogleich, ihr Anliegen Baudricourt vorzutragen. Dieser wies sie zunächst zweimal schroff ab. In Valcoleurs verbreitete sich ein Gerücht vom wunderbringenden Wirken Jeannes; im Januar 1429 entschloß sich Baudricourt, Jeanne zu empfangen. Herzog Karl von Lothringen, der ebenfalls die Kunde von ihren wunderwirkenden Kräften erhalten hatte, rief J. am 12.2. 1429 nach Nancy. Sowohl der Ruf Jeannes im Volk als auch der Empfang durch Karl II. veranlaßten Baudricourt, sich am nächsten Tag bereit zu erklären, sie nach Chinon zu Karl VII. geleiten zu lassen. Am 19.2. brach Jeanne mit einer Eskorte auf, und erreichte Chinon nach einer beschwerlichen Reise am 1.3. 1429. Sie wurde dem König vorgestellt, dem sie ihre Hilfe anbot. Karl VII. wies Jeanne als Quartier am nächsten Tag das Schloß Couldray zu, woraus das Wohlwollen des Königs ihr gegenüber geschlossen werden kann.
Gegen Ende März 1429 beschloß Karl VII. sie einer eingehenden Prüfung zu unterziehen. Am 21.3. reiste sie nach Poitiers, wo sie über einen Zeitraum von drei Wochen von einigen Geistlichen befragt und verschiedenen hochgestellten Persönlichkeiten vorgestellt wurde. Die Examination fiel günstig für Jeanne aus; der Kronrat beschloß, ihr eine Rüstung anfertigen zu lassen und sie mit einem Gefolge nach Orléans zu schicken. Am 26.4. zog sie von Blois aus nach Orléans, wo sie am Abend des 29.4. einzog. Am 7.5. 1429 nahm Jeanne in vorderster Linie an der Erstürmung des von den Engländern besetzten Forts de Tourelles teil, wobei sie durch einen Pfeil verwundet wurde. Trotz ihrer Verwundung verließ sie nicht das Feld, und steigerte durch ihre Ausstrahlungskraft Kampfbereitschaft und Siegeszuversicht im Heer. Am 8.5. 1429 zogen die Engländer von der aussichtslos gewordenen Stellung ab; Orléans war frei und der Krieg bekam eine für Frankreich glückliche Wendung. Jeannes Beteiligung an der Befreiung Orléans führte zu einer rasch steigenden Popularität im Volk und sie hatte bald den weitverbreiteten Ruf einer Gottgesandten Prophetin und Kämpferin inne. Am 9.5. verließ sie Orléans, um dem König, der sich auf dem Weg von Chinon nach Tours befand, entgegenzureiten. Sie nahm an der Vertreibung der Engländer aus dem Loire-Gebiet und an der Einnahme der lezten von ihnen besetzen Burgen im Juni 1429 teil. Am 17. Juli dieses Jahres wurde Karl VII. in Reims gekrönt. Der Ruhm Jeannes war nun auf seinem Höhepunkt. Jeanne wurde überall, wo sie sich zeigte, begeistert begrüßt, ihr Vater erhielt Steuerfreiheit vom König, und Frauen brachten Gebetbücher, damit sie sie berühre.
Auf diesem Gipfel ihres Ruhms ließ Jeannes Einfluß bei Hofe wieder in zunehmendem Maße nach. Grund war die wachsende Mißgunst der königlichen Räte. Doch auch strategische Fehlentscheidungen beeinflußten die Situation Jeannes: Auf ihr Drängen hin entschloß sich Karl VII. im September 1429 zum Sturm auf Paris, um die geschwächten englischen Heere vollends aus Frankreich zu vertreiben. Am 8.9. 1429 begann der Sturm der königlichen Truppen auf die stark befestigte Stadt. Der Versuch der Eroberung schlug jedoch fehl. Nach solchem Mißlingen wurde Jeanne von Karl VII. nicht mehr weiter unterstützt. Sie wurde an die Loire zurückgeführt, von wo sie im April 1430 floh, um dem belagerten Compiégne zu Hilfe zu eilen. Dort wurde sie durch Verrat am Abend des 23.5. 1430 von den Burgundern gefangengenommen. Die nächsten zwei Monate verbrachte Jeanne in Gefangenschaft auf dem Schloß Beaulieu bei Campiégne. Unmittelbar nach ihrer Ergreifung, am 26.5., schrieb die Pariser Universität an Herzog Philip und forderte ihn auf, Jeanne dem Generalvikar des Großinquisitors von Frankreich auszuliefern. Am 23.12. 1430 wurde Jeanne nach Rouen gebracht und in einem der Schloßtürme von Bouvreuil in Ketten gelegt. Dort wartete sie bis zum 9.1. 1431 auf den Beginn des Prozesses "wegen ihres Aberglaubens, ihrer Irrlehren und anderer Verbrechen gegen die göttliche Majestät". In öffentlichen Sitzungen und geheimen Verhören unterlag Jeanne trotz ihres erstaunlich gewandten und verständigen Auftretens den dialektisch und rhetorisch geschulten Klerikern und verwickelte sich in Widersprüche. In Angesicht der drohenden Todesstrafe widerrief Jeanne am 24.5. 1431, worauf sie zu lebenslangem Kerker verdammt wurde. Bereits 4 Tage darauf wurde sie beschuldigt, erneut Männerkleidung angelegt zu haben - ihr wurde der Prozeß wegen Rückfälligkeit gemacht. Am 29.5. 1431 wurde das endgültige Urteil gefällt: Verbrennung der Ketzerin. Am Morgen des 30. Mai wurde Jeanne auf dem Marktplatz von Rouen verbrannt. Ihre Asche wurde in den Fluß geworfen. Vor dem Hintergrund der geänderten politischen Verhältnisse in Frankreich eröffnete Karl VII. am 7.11. 1455 den Prozeß um eine Rehabilitation Jeannes in der Kathedrale Notre-Dame zu Paris. Am 7.7. 1456 verkündete man das Urteil, Jeanne wurde vollständig rehabilitiert. Bei diesem Prozeß wurde vermieden, diejenigen, die den Tod verursacht hatten, zur Verantwortung zu ziehen. Der Vatikan hielt sich in der Frage um Schuld und Unschuld Jeannes jahrhundertelang zurück. Erst 1909 wurde J. durch Pius X. selig und am 16.5. 1920 durch Benedikt XV. heilig gesprochen. Die Jungfrau von Orléans war, wenngleich zu einem viel zu frühen Tod verdammt, angefüllt mit einem unbedingten Glauben an Gott und dem Bewußtsein der Göttlichkeit ihrer Sendung, ihr Leben war selbstlos und heroisch. Ihr Wesen erwies sich als großherzig und schlagfertig. J. gilt als eine der berühmtesten Frauen der französischen Geschichte; ihr Leben lieferte vielfach Inspiration und Material für Schriftsteller und Maler. Hauptquelle für die Geschichte der J. sind die Protokolle der Verurteilung und des Rehabilitationsprozesses. Aufgrund der starken Verflechtung von Tatsachen und Legenden, die sich um ihre Person ranken, ist es nur sehr schwer möglich, ein historisch exaktes Bild vom Leben und Wirken Jeannes zu erhalten.
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