Bevor jetzt die Auflösung kommt, möchte ich noch einiges vorweg erzählen:
|
||
Das ist das Hotel Dieu in Beaune.
Der Hauptort der Côte d'Or im südlichen Bereich Côte de Beaune gilt als die Weinhauptstadt im französischen Burgund (politisch ist es Dijon). Die Stadt wurde von Julius Cäsar (100-44 v. Chr.) als römisches Lager gegründet und war bis in das 13. Jahrhundert der Sitz der Könige von Burgund. Unter Herzog Philipp dem Guten (1396-1467) gründete Nicolas Rolin im Jahre 1443 das weltberühmte "Hôtel Dieu (Hotel Gottes), das christliche Hospices de Beaune. Das Hôtel-Dieu war ursprünglich ein Armenhospital und Pestkrankenhaus, Es ist eine Stiftung von Nicolas Rodin, und einiger anderer Reicher, die noch hofften, sich mit milden Gaben das Himmelreich sichern zu können. Die ärmsten Kranken von Beaune und Umgebung durften sich damit an einer wirklich prächtigen Umgebung erfreuen. Um nun in der Kapelle ein schönes Altarbild zu erstellen wandte sich das Stifterehepaar an Rogier van der Weyden. Natürlich völlig selbstlos bestellten die beiden das große Triptychon. Naja, und wer zahlt, darf wenigstens außen an den Flügeln dargestellt werden. In vornehm schwarzer Kleidung, die sich auch der reduzierten Farbigkeit dieser Altarseite anpaßt, kniet das Stifterehepaar vor goldbrokatenen Ehrentüchern. Die Wappen auf den von Engeln gehaltenen Schilden und den Decken der Betpulte machen die Stifter auch von weitem erkennbar. Die als Skulpturen dargestellten heiligen Sebastian und Antonius waren, als gegen Seuchen angerufene Helfer, bis 1451 Schutzpatrone des Hospitals. Nun aber aufklappen:
|
||
Jüngstes Gericht, um 1450 in Öl auf Eichenholz, teilweise auf Leinwand übertragen, Mitteltafel 220 x 109 cm, innere Flügel unten je 137,5 x 82 cm, äußere Flügel unten je 137,5 x 54,5 cm: obere Flügel je 74,5 x 54,5 cm (jeweils mit Rahmen) Christus in der Mitte, links gehts ins Paradies, rechts in die Hölle. Für die, an der Pest erkrankten Menschen, die auf jeden Fall nur noch den Tod vor Augen hatten, war das aufgeklappte Altarbild der blanke Hohn. Die Zusammensetzung der Gerichtsdarstellung aus mehreren Tafeln ist zur hierarchischen Gliederung genutzt. Der Rang der einzelnen Figuren ist nach Größe, der Nähe zur Mitte, der Platzierung im Vordergrund, der Höhe und nach rechts und links abgestuft. An erster Stelle steht Christus, darunter der heilige Michael in der Mitte, es folgen Maria und Johannes der Täufer, dann die Apostelfürsten Petrus und Paulus auf dem nächsten Tafelpaar, ihnen nachgeordnet die übrigen Apostel und Heiligen. Jetzt siehst du noch zwei Ausschnitte, der linke zeigt die Paradiesreisenden, der rechte die Personen, die in die Hölle kommen. Bedenke dabei, daß es ein Pestkrankenhaus war und für die Patienten wohl eher erschreckend und keinesfalls schön gewesen ist.
|
||
|
||
Solange die Katholische Kirche alles im Griff hatte und mit Hilfe zahlreicher Inquisitionstribunals dafür Sorge trug, daß sich daran nichts änderte, war es sowohl für Pesterkrankte, als auch für Menschen, die sich mangels Geld keinen Platz im Himmelreich erkaufen konnten, ein unerträgliches Leben. Nun stelle ich einen kurzen Bezug zur heutigen Zeit her (also der moralische Zeigefinger) und erinnere dich daran, daß der beste französische Wein im Burgund angebaut wird.
|
||
|
||
Die jährliche Auktion (Versteigerung) von Weinen für karitative Zwecke ist ein Weltereignis. Man kann das Pestkrankenhaus besichtigen und anschließend fürstlich 5 Gänge speisen und mit den erlesensten Weinen wie Nuit Saint Georges oder einem Echézeaux an der Tafel sitzen. Du würdest dann in etwa folgendem Raum sitzen:
|
||