Die Temperamalerei wurde im 16. Jahrhundert von der Ölmalerei verdrängt. Die nichtlösliche und lichtechten Farbpigmente werden in der Ölmalerei mit pflanzlichen Ölen gebunden. Das waren vor allem Lein-, Nuss- oder Mohnöl. In der Literatur werden als Erfinder der Ölfarbe die flämischen Maler Jan van Eyck (1390-1441) und sein Bruder Hans genannt. Als Farbträger wird Leinwand, Holz, Pappe oder Karton bemalt. Bevor das geschehen kann, wird der Farbträger zunächst mit einer dünnen Gessoschicht (gesso, italienisch: Gips) grundiert. Gesso ist eine Verbindung von Gips mit Leim oder Kleister. Um das Gemälde nach der Fertigstellung gegen Lufteinwirkung unempfindlich zu machen, wird es mit Firnis überzogen. Wenn du all die Gemälde in diesem Buch siehst, dann fällt dir wahrscheinlich auf, daß in der Ölmalerei die Farb- und Lichtkontraste eine viel naturalistischere Wirkung haben, als beispielsweise ein Wandfresco. Diese Hell - Dunkel Kontraste werden Chiaroscuro genannt. Der große Vorteil der Ölfarben besteht vor allem darin, daß ein Maler sich sehr viel Zeit lassen konnte, denn Ölfarben trocknen weitaus langsamer, als Temperafarben. Das Aussehen verändert sich dabei nicht. Die Farben können nicht einmal verlaufen. So kann man noch Tage nach der Fertigstellung Korrekturen vornehmen. Die Technik der Ölmalerei wurde durch Antonello da Messina in Italien verbreitet und erreichte ihre volle Entfaltung während der Renaissancemalerei. In der Regel malt man mit Schweineborstenpinseln, für die feinen Formen greift man jedoch zu Rotmarder- oder Rindshaarpinseln. Als Verdünner werden Leinöl, rektifiziertes Balsamterpentin oder eine Mischung von beiden zu gleichen Teilen verwandt. Heutzutage kauft man Ölfarben in der Tube und benutzt zahlreiche Medien um die Farben in ihrer Wirkung zu verändern.
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