Wenn du Farbe zum Malen benötigst, dann gehst du in den Laden und kaufst sie. Kannst du dich noch an deinen ersten Tuschkasten erinnern? Diese Farben hießen z.B. Ultramarinblau oder Karminrot. Und ich wette mit dir, daß sich keiner der Lehrer bemüht hat, euch zu erklären, warum sie so genannt wurden. So kam ich auf dieses Rätsel und will es zumindest für das Lapisalazuli und das Ultramarinblau haarklein erklären. Das bedeutet auch, daß ich auf die Gewinnung dieses Farbstoffes zu sprechen komme. In einem späteren Rätsel werde ich noch eine andere Farbe ansprechen. Und weil man gerade im 21. Jahrhundert schnell ans Geld denkt, erzähle ich dir vorweg, daß ein Kilogramm des reinen Pigments Lapislazuli heute etwa 15500 Euro kostet, ein Kilogramm künstliches Ultramarinblau dagegen nur etwa 20 Euro. Schon Albrecht Dürer wog das wertvolle Pigment mit Gold auf. Eigenschaften Lapislazuli ist ein lichtechtes Mineral von tiefblauer Farbe, welches meistens mit Kalkstein verunreinigt oder von goldglänzenden Pyritadern durchzogen ist. Chemisch besteht der reine Lapislazuli aus einem Natrium-Aluminium- Silicat. Ultramarinblau ist ein künstlich hergestelltes Pigment, welches dem chemischen Aufbau des Lapislazuli entspricht. Das Mineral ist gegen Laugen unempfindlich, Säuren greifen Lapislazuli an. Saure Luftverunreinigungen können die blaue Farbe auf einem alten Gemälde entfärben. Bei starker Feuchtigkeitseinwirkung auf Ölgemälden kommt es dann zur sogenannten Ultramarinkrankheit. Geschichtliches Den blauen Schmuckstein benutzten bereits die Ägypter und Sumerer. Er findet sich in den Grabbeigaben der Pharaonengräber, z. B. in der Schatzkammer des Pharao Ramses. Er galt wie blaues Glas (Smalte) als Symbol für das Leben und das Göttliche. Ein 5500 Jahre altes Mosaik aus Lapislazuli wurde in einem Königsgrab in Ur (Irak) gefunden. Marco Polo besuchte auf seinen Reisen Lapislazuli-Gruben in Afghanistan, die heute noch betrieben werden. Den Namen Ultramarin hatte die Malfarbe damals erhalten, weil der Rohstoff aus Afghanistan, von "jenseits des Meeres" kam. Erst ab dem frühen Mittelalter wurde er neben Smalte als blaues Pigment vor allem für die Kirchenmalerei (z. B. für die Freskomalerei) verwendet. Die Farbe Blau auf dem Mantel der Maria galt als Schutz- und Reinheitssymbol.
|
Berühmt geworden sind die Buchmalereien der Gebrüder Limburg. Die "Stundenbücher" (Les Très Riches Heures) wurden im Jahre 1413 begonnen und enthielten 113 farbige Abbildungen wie die 12 berühmten Monatsbilder oder biblische Darstellungen. Das Lapislazuli-Pigment wurde mit Wasser und Leim als Bindemittel vermischt. Diese Farbe stellte eine Vorstufe der Aquarellfarben dar. Die Brüder malten die Stundenbücher für den Herzog von Berry, der auf dem Monatsbild Januar am Tisch sitzend abgebildet ist. Zum Ausmalen der Details auf den etwa nur 30cm hohen Bildern verwendeten die Maler sehr feine Pinsel und Vergrößerungsgläser. Im Jahre 1830 gelang es drei Chemikern (Giumet, Gmelin, Köttig) unabhängig voneinander, künstliches Ultramarinblau herzustellen. Das reine Blau des Ultramarinblaus war auch die Lieblingsfarbe des 1928 in Nizza geborenen und 1962 gestorbenen französischen Künstlers Yves Klein. Dieser schockierte in den Fünfziger Jahren die Öffentlichkeit mit seinen blaumonochromen Bildern und Objekten, da hätten wir also die Niveadose. Verwendung Das reine, echte Pigment wird noch zur Restauration von alten Gemälden verwendet. Die Farbmühle Kremer-Pigmente ist die einzige Firma in Europa, die das Pigment noch nach altem Rezept herstellt und verkauft. Die Zusammensetzung des ursprünglichen Farbpigments muss dabei genau erreicht werden. Auch der niederländische Maler Jan Vermeer (1632-1675) verwendete das wertvolle Blaupigment - zusammen mit Smalte - zur Darstellung von Blau.
|